Manfred Glöck - Der Seebär aus Zuffenhausen

Veröffentlicht am 15.08.2015 in Ortsverein

85. Geburtstag von Manfred Glöck

Gratulation zum 85. Geburtstag

Er hilft zeitlebens den Schwachen und Benachteiligten, kämpft für Gerechtigkeit und Gleichbehandlung. Wo er sich einbringt, da steht der Zuffenhäuser tatkräftig mit an der Spitze: Manfred Glöck. Der "Manne" gilt seiner Familie wie seinen Freunden stets als aufrichtiger und geradliniger Charakter. Als Zwillingsbruder seiner Schwester Irmgard am 9. August 1930 in Stuttgart geboren, ist der gelernte Schlosser und Feinmechaniker immer für andere da - und auch für Überraschungen gut. Nach ...

...seiner Lehre "beim Bosch" wird dem 18-Jährigen seine Heimat zu eng. Im Sommer 1948 büxt der frischgebackene Geselle plötzlich aus und schlägt sich bis ans Mittelmeer ins ferne Marseille durch - damals eine halbe Weltreise. Mutig heuert die Landratte aus Zuffenhausen beim türkischen Frachter "Demiran" an. Und Glöck hat Glück: Das Schiff braucht einen zupackenden Schlosser wie ihn, und der Koch heißt außerdem Erich und kommt aus Hamburg. Die beiden gehen oft gemeinsam in den vielen Häfen Afrikas an Land.

"Der Manfred hat sich schon was getraut", staunt seine Ehefrau Helga noch heute. Denn er muss sich nun auf seinen Reisen von Algerien bis Westafrika täglich behaupten. Und als Manfred, der Seefahrer, 1950 heimkehrt, ist er um Jahre gereift, wie seine Mutter feststellt: "Er ist gegangen als Bua und gekommen als Mann". Ein fescher noch dazu, auf den das Fräulein Helga aus Zuffenhausen ein Auge geworfen hatte: "Den Mann wollte ich unbedingt haben und ich habe ihn bekommen". Im Juli feiert das Paar nach 60 Jahren Ehe die Diamantene Hochzeit im Kreise der Kinder Monika (58 Jahre) und Bernd (55).

Eigentlich will der nun mit allen Wassern gewaschene Seebär schnell wieder fort, möglichst auswandern nach Kanada, doch seine Frau zieht nicht mit. Sie plagt beim Gedanken ans Auswandern das Heimweh. So wird aus dem Seewolf Glöck eine Landratte, die sich bei der nahe gelegenen Firma Heinkel verdingt. Der Manfred ist dort willkommen, weil er Klarinette spielt, und die braucht die Werkskappelle dringend. Zugleich tritt er dem Musikverein Zuffenhausen bei, dem er bis heute die Treue hält. Vielseitig und fürsorglich wie der Manfred ist, verdient er nach Dienstschluss Geld mit Tanzmusik. Das braucht die junge Familie jetzt dringend. Im Mai 1957 wechselt er rechtzeitig vor dem Ende Heinkels zum benachbarten Elektrokonzern SEL/ITT.

Im Kabelwerk beginnt Glöcks beruflicher Aufstieg. Sein energisches Engagement für die Belegschaft führt ihn bald an die Spitze als Arbeitnehmervertreter: Zunächst Mitglied im Betriebsrat im Kabelwerk, dann im Konzern und schließlich Gesamtbetriebsrat für mehr als 40.000 Menschen. Auch dem einflussreichen Aufsichtsrat der SEL/ITT gehört Glöck 25 Jahre an. "Der Manfred hat sich nach oben geschafft vom Kantinenausschuss über die Betriebskrankenkasse bis zur IG Metall. Und er war trotzdem immer für seine Familie da", sagt seine Frau. In seiner Zeit bei der SEL bis 1990 kämpft Glöck ausdauernd an vielen Fronten, ist viel auf Reisen zu Fabriken in Gunzenhausen, Nürnberg, Berlin Pforzheim ... Wie seine Kollegen von Bosch, Daimler, Porsche und Co. verhandelt er mit dem Management stets auf Augenhöhe. Unterwürfigkeit und Duckmäusertum ist nicht sein Ding. Der Betriebsrat auf Achse erreicht viel für "seine Leute". Er leistet Widerstand gegen eine ständig auf Stellenabbau drängende Konzernspitze, er verhindert viel Arbeitslosigkeit, mildert manches Leid ab. Doch können er und seine Mitstreiter den Verfall der Firma (heute Alcatel) nicht verhindern. Dieser Niedergang setzt ihm schwer zu.

Wesentlich mehr Erfolge und Anerkennung  - samt Bundesverdienstkreuz  -  findet Glöck bei seinen anderen Engagements: In der IG Metall, wo er als Rentner ab 1990 die Senioren in Stuttgart monatlich im Waldheim Zuffenhausen betreut, in der SPD, wo der bekennenden Humanist die Jungsozialisten etabliert und lange als Kassierer fungiert. Verantwortung übernimmt der Vielseitige auch beim VDK als Rechner und Vorsitzender für Zuffenhausen und nun Ehrenvorsitzender. Ebenso ist er beim Schwäbischen Albverein in Zuffenhausen und bei der dortigen AWO präsent. Historisch schlägt sein Herz für den Heimatgeschichtlichen Arbeitskreis Zuffenhausen. Vergangenes heißt die Zukunft zu deuten.

Trotz seiner Verwurzelung mit der Heimat lockt den Senior unverändert die Reiselust. In Erinnerung an seine jugendlichen Abenteuer als schneidiger Seebär ziehen seine Träume den 85-jährigen noch immer in die Ferne. Am liebsten würde er die Landratte abstreifen, bekennt er seinen Freunden, und wieder gen Marseille fahren und mit dem nächsten Schiff um die Welt.

Ulrich Viehöver / uhv

 

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