Causa Özil - Das Ende eines Sommermärchens?

Veröffentlicht am 26.07.2018 in Bundespolitik

Der Fall Mesut Özil bewegt die Nation und auch unsere Gemeinde in Ludwigsburg. Seit der Fußballweltmeisterschaft im Sommer 2006 in Deutschland gilt Mesut als Symbol für gelungene Integration. Der Sozialpsychologe Andreas Zick, gab sogar der sinkenden rassistischen Einstellung zur Zeit der Weltmeisterschaft den Namen „Özil-Effekt“.

Mesut Özil ist in der Deutsch-Türkischen Gemeinschaft ein Vorbild auch für den sozialen Aufstieg und den Wunsch endlich in der Gesellschaft akzeptiert zu werden. „Das Gefühl nicht richtig angekommen zu sein, damit können sich viele Deutsch-Türken identifizieren. Viele der türkischen Gemeinschaft gehören der unteren sozialen Schicht an. Ausgrenzung ist für sie kein Gefühl, sondern real", meint SPD Kreisvorsitzender Macit Karaachmetoglu.

Ist aber das Sommermärchen zwölf Jahre später geplatzt? Nach der vergeigten Weltmeisterschaft in Russland kippt die Stimmung gegen Mesut. Er wird von der Bild-Zeitung zum Sündenbock gebrandmarkt, für das sportliche Versagen eines ganzen Teams aus Spielern, Trainern und Managern. Am Ende schmeißt Mesut frustriert hin und verlässt die Nationalmannschaft.

„Özil die Verantwortung für das Scheitern der WM in die Schuhe zu schieben, ist schäbig“, findet Macit.
„Nun ist der Worst-Case eingetroffen. Da muss man sich schon fragen, ob die Verantwortlichen nicht früher auf die Bremse hätten drücken müssen.“

27 Tage nach dem WM-Aus kündigt Mesut seine Mitgliedschaft in der DFB Nationalmannschaft per dreiteiliger Botschaft auf Facebook. Er erhebt den Vorwurf des offenen Rassismus gegenüber der Bild-Zeitung und dem DFB Vorstand. Seine Aussagen überraschen die Menschen in Ihrer Deutlichkeit, zugleich werfen sie im Kontext seiner vorherigen Auftritte und seine potenzielle Wahlkampfhilfe für den türkischen Präsidenten Erdogan, die Frage auf: Kann man sich mit den Aussagen von Mesut Özil noch identifizieren?

„Identifizieren vielleicht nicht, aber ich kann sie teilweise nachvollziehen. Ich fand es nicht gut, dass Özil sich so kurz vor dem Wahlkampf mit Erdogan fotografieren ließ, der den Rechtsstaat in der Türkei nach und nach in ein autoritäres System verwandelt hat. Das war ein Fehler.“

Was aber bedeutet Mesut Özils Kader aus für die Menschen in Deutschland und hier in Ludwigsburg.

„Natürlich vergrößert das die Spaltung. Die Cause Özil ist ein großer Rückschlag für die Integrationsbemühungen in Deutschland. Daran wird man sich auch in 30 Jahren erinnern. Ich lese das so, dass Özil mit der deutschen Gesellschaft fertig ist. Das ist fatal, aber dieser Entschluss ist nicht aus heiterem Himmel gefallen.“

Sich von der schwellenden Intoleranz einer Gesellschaft zu verabschieden, diese Freiheit haben die Menschen die hier Leben nicht. Die Fall Mesut Özil zeigt aber auch deutlich, egal wie erfolgreich man im Leben ist, Ungleichbehandlung und Diskriminierung holen einen immer wieder ein. Für vielen in der Deutsch-Türkischen Community platzt damit ein Traum.

Für die Zukunft von Mesut Özil ist alles Gute zu hoffen. Mit 23 Tore und 40 Assists in 92 DFB-Einsätzen ist und bleibt er ein sportliches Ausnahmetalent.

„Özil ist gut beraten, sich auch nicht auf diejenigen zu verlassen, die ihn jetzt feiern. Das sind dieselben, die ihn beleidigten, als er sich für die deutsche Nationalmannschaft entschieden hatte. Ich kenne das aus eigener Erfahrung. Als ich Erdogan kritisierte, stand ich als der große Verräter da, obwohl ich mich als Anwalt und Politiker immer für Menschen mit Migrationshintergrund eingesetzt habe.“

 

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